20.12.10

disintegration

die schneebedeckten dächer des hauses gegenüber leuchten im mondlicht
ich glaube nicht mehr daran, was mir die anderen immer erzählt haben
dass ich sowas besonderes sei und so übernatürlich irgendwie
ich glaub nicht mehr wirklich an meine persönliche manifestation hier auf der erde
denn so wichtig ist niemand
aber jetzt glaube ich wieder an das was ich da draussen sehe
eine mondnacht wie in meiner kindheit und voller wunder

meine these dazu ist einfach.
es ist wie ein film, der auf eine leinwand projeziert wird und du entscheidest, was genau dort zu sehen ist. wenn du immer nur versuchst, dich zu definieren und dich zu verstehen, immer nur das ego-wesen bist, dann wirst du irgendwann mal nur noch dich selbst sehen.
warum hab ich denn die ganzen jahre davon geredet, dass das ziel ist, zu verschwinden? und immer bin ich missverstanden worden, auch, weil ich selbst nicht genau verstanden habe, warum ich das sage und warum es so wichtig für mich ist, dass ich sogar einen lebensgrundsatz daraus mache?
warum wohl?
damit ich verschwinde und diese mondnacht erscheint, mit allen gefühlen und inspirationen,
und die nacht umhüllt mich und sie ist,
während ich zufrieden bin, mich in ihrem zauber wohlzufühlen.
ich fühle mich nicht, bin kein ego, bin fast gar nicht - klar bin ich, aber ich fühle es einfach nicht.
ich fühle etwas anderes als mich. es fühlt sich weich an und heimelig.
so lieblich.
wäre ich ein dichter, würde ich nun schwelgen. worte finden, die man nach jahrhunderten noch liest. verschwende keinen gedanken an deine hohle pracht, armer mensch. erst wenn du das kapiert hast, ist der weg offen für echte schönheit. erst dann kommen wir weiter. sonst würden wir wie gebannt festsitzen, umhüllt nur von dem gift, das aus uns strömt, und das gift ist übel, denn es sind vergiftete gedanken, die nicht mal wahr sind.

18.12.10

festhalten, was man liebt



ich habe angst, dass ich irgendwann sogar einmal vergessen haben werde, wie der regen riecht.

man sagt, dass man immer wieder dinge verlernt oder vergisst und dafür neue dinge lernt. eine neue art der wahrnehmung, die gerade dann in erscheinung tritt, wenn man sich auf bestimmte dinge einfach häufiger oder stärker konzentriert als früher.
es könnte wie ein filter sein, den man gerade über die welt legt. man blendet bestimmte dinge aus und sieht dafür andere dinge, die einem früher verborgen geblieben sind. es hat vor- und nachteile. menschlich, wie wir eben sind, liegt uns sicher näher, eher die nachteile zu erkennen als die vorteile zu schätzen. wir haben einfach angst, dinge, die wir früher liebten, zu verlieren, und zwar für immer. gerade ist es bei mir wieder soweit. ein gefühl, als würde ich in einen dunklen abgrund fallen, und es hat mit depressionen nichts zu tun. ich weiss, wie sich depris anfühlen, und das ist es mit sicherheit nicht. dinge entgleiten mir, die wichtig wären. ich nehme sie, wenn überhaupt, nur am rande wahr. zum beispiel die poesie des frisch gefallenen schnees, die ersten fussspuren im schnee, wenn man an einem wintermorgen hinausgeht. ich schreibe über diese dinge, also sind sie noch da, aber ich fühle sie einfach weniger stark als früher. wann war die letzte mondnacht, in der ich einfach nur am fenster gesessen bin und hinausgesehen habe? mit einem block auf den knien, in den ich bei dunkelheit meine gedanken geschrieben habe, ohne die zeilen zu treffen. manchmal wurden gedichte draus, die ich am morgen gelesen habe, den kopf immer noch voll mit den eindrücken der letzten nacht, in den augenwinkeln noch den mondglanz und bezaubert von der stille, die mich mehr berührt, als es musik jemals könnte, und das heisst wirklich was. und wann bin ich das letzte mal in den regen rausgelaufen, ohne schirm, einfach nur so? einfach nur, weil da regen ist und frühling, weil der regen so gut riecht auf der erde. ohne schirm, natürlich. schirme sind mir nicht wirklich sympathisch. es sei denn, im sommer, um die sonne abzublocken, und weil ich mir wieder mal den wunderbaren luxus gönne, anders zu sein als die anderen um mich. aber ich schweife ab.
dinge, die ich liebe. einfache dinge, die jeden tag um mich sind. sie sind noch immer hier. nur manchmal bin ich es nicht. jeder tag der abwesenheit ist ein verlorener tag, ganz sicher. also muss ich mich darauf konzentrieren, diese form der wahrnehmung wieder zu erlernen. es wird sicher eine zeitlang dauern. ich vermisse mich. so wie ich früher war. was seltsam klingt, aber so ist es einfach. und ich lasse es nicht zu, dass ich von bestimmten dingen oder umständen definiert werde, die ausserhalb meiner welt liegen. schädliche einflüsse kann man erkennen und beseitigen. ich glaube, dass man das sogar muss, es ist ein wichtiger teil des lebens. und einfach nur festhalten, was man liebt. sonst sitzt man irgendwann da und starrt leer vor sich hin. oder beginnt, fremde leben wie ein vampir auszusaugen, und das ist das allerschlimmste, was aus dir werden kann.

15.12.10

und die fortsetzung ist...

irgendwo beginnt ein neuer gedanke zu wuchern. bedeckt die träumenden maschinen mit einem flechtwerk aus moos und blättern. irgendetwas klettert aus einer rostigen maschine und flattert auf blauen flügeln davon.

10.12.10

sphärenmusik

du möchtest wohl gern ein supercomputer sein. superschnell, infos ohne ende. admins, die dich sorgfältig warten, die deinen wert so sehr schätzen wie früher die wächter von grabkammern.

"wovon träumen supercomputer?", fragte mal ein kleines mädchen und ich wollte ihr eigentlich sagen, dass supercomputer nur maschinen sind und maschinen können nicht träumen. aber irgendwie waren auf einmal die worte weg und auch der zynismus. "niemand träumt mehr", wollte ich ihr sagen, "und schon gar keine maschinen". das gespräch mit dem kleinen mädchen war lang, endlos, und es hat noch nicht geendet. wird es wahrscheinlich auch nie. irgendwann waren wir bei gott. irgendwann hat es begonnen, da drin so absolut weh zu tun, irgendwann wusste ich, es wird langsam mehr als interessant. es gab mal den ausdruck sphärenklänge oder sphärenmusik. das ist etwas, das jeder auf dieser welt sucht, nur gibt es dafür viele bezeichnungen. supercomputer kommen diesem ausdruck ziemlich nahe. können sie etwas generieren, was neu ist, was ihnen nicht vorgekaut wurde, was kein programmierer jemals gedacht hat und können sie dieses etwas so formulieren, dass wir wieder mal fassungslos dasitzen, mit tränen in den augen und einem herzen, das schneller schlägt vor aufregung und sehnsucht, können sie gott besser verstehen als wir? beten sie? und dieser gedanke sollte nie nie nie gedacht werden. wenn du so weit bist, dass du so denkst, bist du over the top und ein crash deiner gedanken ist unumgänglich, du landest wieder mal irgendwo in einem versifften verschlag, in dem sich gedanken sammeln, die dich fertigmachen oder einfach nur nie gedacht werden sollten.

"sphärenmusik ist beten", sagte das kleine mädchen.
ich sah sie an.
wieso wusste sie so viel und stellte trotzdem diese fragen?
"ich stell dir blöde fragen, weil ich ein kind bin", sagte sie. "und weil du auch ein kind bist".
kinder dürfen alles fragen, erwachsene nicht mehr. kinder dürfen sich bestimmten dingen annähern, dinge erfassen, die erwachsene als fantasieprodukte bezeichnen. und doch ist es so viel mehr.

"du darfst alles. nur nicht aufhören, zu träumen. jeder träumt, auch maschinen", sagte das kleine mädchen.

4.12.10

präweihnachtliche gedanken

in den letzten tagen wurde ich so oft angelächelt wie im ganzen jahr nicht. und es liegt garantiert am schnee. es ist seltsam. schnee in der stadt bedeutet ja meistens nasse füsse, lange auf den bus oder die strassenbahn warten müssen, und die daraus resultierende laune kann ja nicht grad vom allerbesten sein. hab ich auch verständnis dafür. manchmal mag ich einfach nur im bett bleiben und vor mich hindämmern, bis die nacht kommt und ich kurz aufstehe, um kaffee zu trinken und zu bloggen. mh...krass, ich weiss. mach ich eh nicht. ich träum nur davon. wie von manchem. :) wär eigentlich auch ziemlich fad auf dauer.

vor allem die älteren bis alten leute sind in den letzten tagen supergut drauf in dieser stadt. eine alte dame hat mich vorhin noch fürsorglich darauf hingewiesen, dass ich aufpassen muss, weil der weg so eisig ist. ich hab in ihr gesicht gesehen und hab das gesehen, was ich immer in gesichtern gesucht hab..und in den letzten tagen immer wieder sehe. etwas das ohne alter ist, etwas strahlendes, das voller leben ist. ich treffe in dieser stadt momentan nur strahlende leute, und ich mein nicht verstrahlt. alte leute, die wie kids sind. und kids, die einfach nur kids sind. darum bin ich irgendwie davon überzeugt, dass hier in der stadt was seltsames, aber grossartiges vor sich geht.

und ich kenn mich selbst nicht wieder. ich wünsche mir nostalgische weihnachten ohne elektronischen schnickschack. was romantisches. aber ohne diesen gammligen kitsch. was ne komplizierte sache ist , denn kitsch-verpestet sind wir wie jedes jahr um diese zeit.

am schönsten wär es, wenn alle, die ich liebe, um mich versammelt wären. was ein ding der unmöglichkeit ist. ich werd also wieder spät in der nacht zu weihnachten in meinem zimmer im haus meiner eltern sitzen und an sie denken. vielleicht kram ich das crüxshadows tape wieder raus und versuch, ihm töne zu entlocken. da gibt es einen song, der ave maria heisst. mh...der ist schön. ja. und ich werd meine gedanken auf papier kritzeln und einigen leuten wieder mal schriftlich erzählen, dass ich eigentlich gerade mit ihnen zusammen sitze, so wie fast immer, egal wann. ich werd diese magischen glitzrigen schokoschirmchen dazupacken und die kuverts der briefe bemalen. und dann werd ich schlafengehen und ins all starren. und mir wünschen, dass ich den riesenstern sehen kann, den nur bestimmte leute sehen können. dass ein bisschen von seinem sternenstaub auf mich herabfällt, in meine augen. damit sie die leute in zukunft liebevoller betrachten. so wie in den letzten tagen in dieser stadt.